Märkte Aktien Zertifikate

Spielregeln für Anleger

Benjamin Feingold, Feingold Research

Wer in seitwärts laufenden Märkten Renditen erzielen möchte, kann auf Bonus- und Discount-Zertifikate setzen.

Lieber auf einen Plan als auf das Glück vertrauen

Dass Aktien auf lange Sicht eine lohnende Anlage sind, ist kein Geheimnis. Doch Durchschnittswerte sind tückisch. Theoretisch sollen Aktien im Schnitt sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr bringen. Praktisch entscheidet aber der Einstiegszeitpunkt. Wer im Frühjahr 2000 in den DAX einstieg, landete bei fünf Prozent jährlich. Wer dagegen im März 2003 mutig kaufte, als niemand Aktien haben wollte, erzielte rund elf Prozent. Das Ergebnis: Aus 50.000 Euro wurden entweder 175.000 Euro – oder satte 490.000 Euro, trotz kürzerer Haltedauer. Und genau hier zeigt sich: Wer langfristig an der Börse überleben will, braucht mehr als Glück. Es geht um Erfahrung, aber vor allem um einen klaren Plan. 

Auf dem Parkett überleben nur zwei Typen: die Hartgesottenen mit viel Erfahrung und die Disziplinierten mit einem klaren Plan. Erfahrung hat allerdings ihren Preis: Fast jeder erfolgreiche Trader hat schon einmal einen Totalverlust erlitten. Fehler sind kein Makel, sondern Lehrgeld. Mit einer Strategie lassen sich diese Rückschläge zwar nicht verhindern, aber erträglicher gestalten. „Risiken minimieren, Gewinne maximieren“ klingt nach abgedroschener Börsen-Weisheit – ist aber der Kompass, ohne den man im Finanzdschungel schnell verloren geht.

Verluste begrenzen…

Kaum eine Regel wird so oft zitiert – und so oft gebrochen: „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen.“ In der Praxis passiert meist das Gegenteil. Nur wenige dürften die seit vielen Monaten laufende Rally bei Rheinmetall und Siemens Energy konsequent mitgemacht haben – viele stiegen zwischenzeitlich aus. An Verlierern wie Porsche, Beiersdorf oder Merck hält man hingegen fest oder ignoriert sie schlicht. Bedeutet: Gute Aktien werden zu früh verkauft, schlechte ewig im Depot behalten. Doch die Mathematik kennt kein Erbarmen: Zehn Prozent Verlust erfordern elf Prozent Gewinn, um wieder auf Null zu kommen. Bei minus 50 Prozent braucht es eine Verdoppelung – eine Aufgabe für Superhelden. Kleine Verluste sind schmerzhaft, aber heilbar; große Verluste können eine Strategie schnell zum Scheitern bringen.

Zertifikate aus dem Werkzeugkasten

Und genau hier zeigt sich der Vorteil von Werkzeugen, die über das reine Aktien-Investment hinausgehen: Wer clever mit Zertifikaten arbeitet, kann Risiken steuern und Chancen aktiv gestalten. Etwa mit Bonus- und Discount-Zertifikaten. Mit ihnen können Anleger auch dann Geld verdienen, wenn die Märkte nur schleppend nach oben laufen oder sogar moderat fallen. Und wer mit den Teilschutz-Zertifikaten nicht nur auf eine einzelne Aktie setzt, sondern auf einen ganzen Index, verteilt das Kursrisiko auf viele verschiedene Werte.

Ein Beispiel ist das Bonus-Zertifikat von BNP auf den DAX (WKN: PJ5XC6), das bis zum 19. Juni 2026 läuft. Berührt der DAX bis dahin zu keinem Zeitpunkt die Barriere von 19.800 Punkten, erhalten Anleger eine Rückzahlung von 268 Euro pro Zertifikat. Aktuell kostet das Zertifikat 252,36 Euro. Das heißt die Bonusrendite würde in dem Fall rund 6 Prozent betragen (10 Prozent per annum).  Sollte der DAX am Laufzeitende auf mehr als 26.800 Punkten (Bonuslevel) notieren, nehmen Anleger 1:1 daran teil. Reißt die Barriere (der DAX berührt oder unterschreitet 19.800 Punkte), nehmen Anleger wie bei einem Indexzertifikat ebenfalls 1:1 daran teil, dabei können Verluste entstehen.

Wer lieber auf US-Aktien setzen will, kann dies beispielsweise mit dem Bonus Cap Zertifikat von UniCredit auf den S&P 500 (WKN: UN1B8M) machen. (Der Index bildet die Wertentwicklung der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen ab.) Das Papier läuft bis zum 18. Dezember 2026. Berührt der S&P 500 bis zum Laufzeitende zu keinem Zeitpunkt die Barriere von 5.000 Punkten, erhalten, Anleger 100 Euro ausgezahlt. Bei einem aktuellen Kaufkurs (Briefkurs) von 90 Euro, würde dies gut 11 Prozent bedeuten. Da es sich um ein Zertifikat mit Gewinnbegrenzung (Cap) handelt, liegt der maximal auszahlbare Bonusbetrag bei 100 Euro. Reißt die Barriere, kann es zu Verlusten kommen.

Discount-Zertifikate für seitwärts-Märkte

Alternativ können Anleger auch mit Discount-Zertifikaten auf seitwärts und moderat steigende Märkte setzen. Die Teilschutz-Papiere ermöglichen den Einstieg in eine Aktie (oder einen Index) mit Rabatt. Das Zertifikat ist also günstiger als der Referenzwert. Anleger können im Gegenzug nur bis zum Cap an steigenden Kursen des Basiswerts teilnehmen. Sollte die unterlegte Aktie am Laufzeitende unter dem Cap notieren, orientiert sich die Rückzahlung am Aktienkurs. Liegt dieser dann unter dem Kaufpreis des Zertifikats, kommt es zu Verlusten.

Als Beispiel dient hier ein Discount-Zertifikat von HSBC (WKN: HT71WS) auf den DAX, das bis zum 18. September 2026 läuft. Der Cap liegt bei 22.400 Punkten. Notiert der DAX am Ende auf oder über dem Cap, erhalten Anleger 224 Euro pro Discounter ausgezahlt. Bei einem Zertifikatekaufpreis von 211,40 Euro, wäre dies eine Rendite von knapp 6 Prozent, was einer jährlichen Rendite von 6,8 Prozent entspricht.

Wer bereit ist, ein wenig mehr Risiko einzugehen, für den könnte zum Beispiel das Discount-Zertifikat von Goldman Sachs auf den DAX (WKN: GV9JF5) interessant sein. Das Papier läuft bis zum 15. Mai 2026, der Cap liegt bei 23.500 Punkten. Notiert der DAX am Ende auf dieser Marke oder darüber, erzielen Anleger eine Rendite von 5,4 Prozent, was einer jährlichen Rendite von 10,4 Prozent entspricht.

Benjamin Feingold

Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Feingold bringt als langjähriger Redakteur beim Börsenmagazin “Börse Online” und der Wirtschaftszeitung “Financial Times” mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung  mit. Er ist in zahlreichen Medien als Experte gefragt. Er ist außerdem mit Robert Lang Autor von “Handeln mit Futures und Optionen”.