Märkte
Fed und unabhängig - Trump erhöht den Druck
Felix Schmidt, Berenberg
Die Unabhängigkeit der Zentralbanken ist von zentraler Bedeutung für stabile Inflationserwartungen und langfristige Preisstabilität. In den USA übt US-PräsidentDonald Trump zunehmenden Druck auf die Federal Reserve (Fed) und ihren Vorsitzenden Jerome Powell aus. Er übt öffentlich Kritik und droht Powell mit dem Rausschmiss. Eine Entlassung des Fed-Präsidenten erscheint insgesamt jedoch unwahrscheinlich, und zwar auch deshalb, weil Trump sich nur noch bis Mai 2026 gedulden muss, um einen Nachfolger zu ernennen. Powell wird dem Druck des Präsidenten bis dahin wohl weiterhin standhalten und sein Nachfolger wird dem US-Präsidenten voraussichtlich weniger Einfluss auf die Geldpolitik ermöglichen, als dieser es sich derzeit erhofft.
Dr. Felix Schmidt, Berenberg
Die Unabhängigkeit der Zentralbanken ist eine fundamentale Säule der modernen Wirtschaftssysteme der Industrienationen. Während Regierungen dazu neigen, kurzfristige Ziele zu verfolgen, haben die Notenbanken die langfristige Preisstabilität im Auge. Wenn die Zentralbank ihre Ziele glaubwürdig und ohne Einflussnahmen von außen verfolgt, verankert dies die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure. Rechnen Unternehmen und Haushalte mit stabilen Preisen, beruhigt das die Preis- und Lohnverhandlungen und stabilisiert somit die Inflation zusätzlich.
Trump kritisiert Fed-Chef Powell…
In den USA nimmt der politische Druck auf die Fed derzeit jedoch zu. Trump fordert wiederholt niedrigere Leitzinsen und droht Powell immer wieder mit Entlassung. Im Federal Reserve Act ist festgelegt, dass die Notenbankgouverneure vom Präsidenten nur „for cause“, also aus wichtigem Grund, abgesetzt werden können. Dieser Begriff ist etwas vage und lässt Interpretationsspielraum. Die meisten Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass politische Differenzen allein kein ausreichender Grund für eine Entlassung sind, sondern dass sich der Artikel eher auf Fehlverhalten oder Pflichtverletzungen bezieht. Derzeit kritisiert die US-Regierung Powell scharf aufgrund der gestiegenen Renovierungskosten der Zentrale der Notenbank in Washington. Die Möglichkeit, dies im weiteren Verlauf als Grund für Powells Entlassung zu nutzen, hat zuletzt am Markt bereits für etwas Unruhe gesorgt. Der Dollar verlor an Wert und es wurden US-Staatsanleihen verkauft. Die Rendite stieg im Gegenzug, was die Finanzierung der enormen US-Schulden noch schwieriger macht und eigentlich nicht im Sinne der US-Regierung sein kann. Insgesamt erscheint es aber unwahrscheinlich, dass Trump Powell unter einem soweit hergeholten Vorwand entlässt.
…und wartet auf dessen Amtsende
Anstatt Powell wirklich zu entlassen, wird sich Trump wahrscheinlich in Geduld üben und warten, bis Powells Amtszeit als Fed-Präsident im Mai 2026 endet. Die Fed-Gouverneurin Adriana Kugler wird bereits am 8. August zurücktreten. Ihre Amtszeit wäre turnusmäßig erst im Januar 2026 abgelaufen. Trump könnte versuchen, Kuglers Stelle mit einem genehmen Kandidaten nachzubesetzen und diesen im Mai auf den Chefposten zu heben. Dies erscheint derzeit als die wahrscheinlichste Option um mehr Einfluss bei der Geldpolitik zu erhalten. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass Kandidaten, sobald sie Fed-Präsident sind, unabhängiger agieren als zuvor erwartet. Man darf nicht vergessen, dass auch Powell 2018 von Trump ernannt wurde. Zudem ist zu beachten, dass die zwölf stimmberechtigten Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) demokratisch mit einfacher Mehrheit über die Geldpolitik entscheiden. Die Stimme des Fed-Präsidenten ist hier also genauso viel wert wie die Stimme jedes anderen Gouverneurs.
Powell bleibt resistent
Die extremste Form, wie Präsident Trump Einfluss auf die US-Notenbank nehmen könnte, wäre, das Gesetz, welches die Unabhängigkeit der Fed garantiert, zu ändern. Er könnte beispielsweise festschreiben, dass geldpolitische Maßnahmen der Notenbank von ihm genehmigt werden müssen. Eine solche Gesetzesänderung könnte jedoch nur von einer Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses verabschiedet werden. Zwar kontrollieren die Republikaner derzeit den Senat und das Repräsentantenhaus, die Mehrheitsverhältnisse sind aber sehr eng. Obwohl Trumps Kontrolle über die Republikanische Partei in den letzten Jahren stark zugenommen hat, erscheint es dennoch unwahrscheinlich, dass er nahezu alle republikanischen Abgeordneten in den beiden Kammern für einen derart extremen Schritt gewinnen könnte. Und so wird der US-Präsident wahrscheinlich bis zum Ende von Fed-Präsident Powells Amtszeit hauptsächlich verbal weiter Druck auf die Fed machen. Bisher hat sich Powell davon aber wenig beeindruckt gezeigt, und das wird sich bis zum Ende seiner Amtszeit höchst-wahrscheinlich auch nicht ändern. Powell möchte als Zentralbankchef in die Geschichte eingehen, der die Inflation im Anschluss an die globale Coronapandemie wieder unter Kontrolle gebracht hat – und nicht als derjenige, der die Unabhängigkeit der Fed aufgegeben hat.
Disclaimer
Bei dieser Information handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Bei dieser Information und bei Referenzen zu Emittenten, Finanzinstrumenten oder Finanzprodukten handelt es sich nicht um eine Anlagestrategieempfehlung im Sinne des Artikels 3 Absatz 1 Nummer 34 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 oder um eine Anlageempfehlung im Sinne des Artikels 3 Absatz 1 Nummer 35 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 jeweils in Verbindung mit § 85 Absatz 1 WpHG. Als Marketingmitteilung genügt diese Information nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen und Anlagestrategieempfehlungen und unterliegt keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlageempfehlungen und Anlagestrategieempfehlungen. Diese Information soll Ihnen Gelegenheit geben, sich selbst ein Bild über eine Anlagemöglichkeit zu machen. Es ersetzt jedoch keine rechtliche, steuerliche oder individuelle finanzielle Beratung. Ihre Anlageziele sowie Ihre persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Wir weisen daher ausdrücklich darauf hin, dass diese Information keine individuelle Anlageberatung darstellt. Eventuell beschriebene Produkte oder Wertpapiere sind möglicherweise nicht in allen Ländern oder nur bestimmten Anlegerkategorien zum Erwerb verfügbar. Diese Information darf nur im Rahmen des anwendbaren Rechts und insbesondere nicht an Staatsangehörige der USA oder dort wohnhafte Personen verteilt werden. Diese Information wurde weder durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft noch durch andere unabhängige Experten geprüft. Die zukünftige Wertentwicklung eines Investments unterliegt unter Umständen der Besteuerung, die von der persönlichen Situation des Anlegers abhängig ist und sich zukünftig ändern kann. Renditen von Anlagen in Fremdwährung können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder sinken. Mit dem Kauf, dem Halten, dem Umtausch oder dem Verkauf eines Finanzinstruments sowie der Inanspruchnahme oder Kündigung einer Wertpapierdienstleistung können Kosten entstehen, welche sich auf die erwarteten Erträge auswirken. Bei einem Fondsinvestment werden stets Anteile an einem Investmentfonds erworben, nicht jedoch ein bestimmter Basiswert (z.B. Aktien an einem Unternehmen), der vom jeweiligen Fonds gehalten wird. Die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen basieren entweder auf eigenen Quellen des Unternehmens oder auf öffentlich zugänglichen Quellen Dritter und spiegeln den Informa-tionsstand zum Zeitpunkt der Erstellung der unten angegebenen Präsentation wider. Nachträglich eintretende Änderungen können in diesem Dokument nicht berücksichtigt werden. Angaben können sich durch Zeitablauf und/oder infolge gesetzlicher, politischer, wirtschaftlicher oder anderer Änderun-gen als nicht mehr zutreffend erweisen. Wir übernehmen keine Verpflichtung, auf solche Änderungen hinzuweisen und/oder eine aktualisierte Information zu erstellen. Wichtige Hinweise und Informationen zu Index- und Marktdaten finden Sie unter https://www.berenberg.de/rechtliche-hinweise/lizenzhinweise/. Wir weisen darauf hin, dass frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung sind und dass Depotkosten entstehen können, die die Wertentwicklung mindern. Zur Erklärung verwandter Fachbegriffe steht Ihnen auf www.berenberg.de/glossar ein Online-Glossar zur Verfügung. Das in dieser Unterlage verwendete Bildmaterial dient ausschließlich zu illustrativen Zwecken. Es stellt keinen Bezug zu spezifischen Produkten, Dienstleistungen, Personen oder tatsächlichen Situationen her und ist nicht als Grundlage für Entscheidungen oder Handlungen zu verstehen. Datum 05.08.2025
Felix Schmidt
Dr. Felix Schmidt ist Senior Economist bei Berenberg. Berenberg. Berenberg wurde 1590 gegründet und gehört heute mit den Geschäftsbereichen Wealth and Asset Management, Investmentbank und Corporate Banking zu den führenden europäischen Privatbanken. Das Bankhaus mit Sitz in Hamburg wird von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt und hat eine starke Präsenz in den Finanzzentren Frankfurt, London und New York.