Aktien Zertifikate

Wie Anleger auf US-amerikanische und europäische Aktien setzen können

Benjamin Feingold, Feingold Research

Die Berichtssaison läuft auf Hochtouren, und die US-Unternehmen liefern erneut starke Zahlen fürs letzte Quartal 2024. Mit einer durchschnittlichen Gewinnüberraschung von gut sieben Prozent zeigen sie, dass die wirtschaftliche Dynamik keineswegs erlahmt. Doch auch europäische Aktien brauchen sich nicht zu verstecken. Anleger haben diese Titel zuletzt wieder entdeckt.

In den USA haben Anleger besonders bei Titeln aus der Finanz- und Kommunikationsbranche aufs Gaspedal gedrückt, während die berühmten „Magnificent 7“ (Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet, Meta und Tesla) – die Tech-Giganten, die in den vergangenen Jahren dominierten – an Glanz verloren haben. Ihr Gewinnwachstum liegt mit 22 Prozent zwar weiterhin über dem Marktdurchschnitt, doch die frühere Euphorie von über 50 Prozent Wachstum scheint passé.

Technologie: Differenzierung statt blinder Begeisterung

Eine spannende Entwicklung: Selbst innerhalb der „Mag 7“ wird nun differenzierter hingeschaut. Während Meta, Netflix und Amazon zu den Börsenlieblingen zählen und kräftig im Plus liegen, befinden sich Apple, Nvidia und Microsoft auf der anderen Seite des Spektrums – mit teils deutlichen Kursverlusten in den vergangenen Wochen. Besonders überraschend: Der sonst so dominante Tech-Sektor ist aktuell der Einzige in den USA, der seit Jahresbeginn stagniert. Das zeigt, dass die Investoren kritischer werden und nicht mehr jede große Tech-Aktie automatisch als Wachstumswunder ansehen.

Während die US-Techwerte Luft holen, blüht Europa langsam auf. Die Kursrally der vergangenen Monate spiegelt sich in den Bewertungen jedoch noch kaum wider. Während sich das KGV für US-Aktien auf 22,1 zubewegt und damit fast das Niveau von 2020 erreicht, sind Titel diesseits des Atlantiks mit 14,2 weiterhin vergleichsweise günstig und bewegen sich nur auf ihrem historischen Durchschnitt.Das ist ein Grund, warum europäische Aktien zuletzt stärker performten als ihre US-Pendants: Hier gibt es noch Aufholpotenzial, während für die Amerikaner die Luft dünner wird.

Turbo-Call-Schein auf den Nasdaq 100

Derzeit bieten sich Einstiegsgelegenheiten auf dem US-amerikanischen und dem europäischen Aktienmarkt. Risikobereite Anleger können etwa mit Hebelprodukten darauf setzen, dass der US-Leitindex Nasdaq 100 in den kommenden Wochen nach oben schnellt. 
Ein Beispiel ist der Nasdaq-100 Turbo Long-Schein von Goldman Sachs (WKN: GV0NNL), der mit einem Hebel von 3,8 ausgestattet ist. Das Prinzip: Steigt der US-Index um 1 Prozent, legt der Wert des Turbos um 3,8 Prozent zu. Der Hebel wirkt aber auch in die andere Richtung: Fällt der Index, verliert der Hebelschein entsprechend überproportional. Der genannte Turbo läuft bis zum 17. April 2025. Wichtig ist bei diesem Produkt die Knock-out-Schwelle, die bei 16.100 Punkten liegt: Berührt oder unterschreitet der Nasdaq 100 diese Marke, verfällt der Schein und es kommt zum Totalverlust des Einsatzkapitals. Aktuell notiert der Nasdaq 100 bei knapp 21.750 Zählern.

Call-Optionsschein auf Amazon

Wer vom Aufwärtspotenzial einer Aktie aus dem Mag 7-Universums überzeugt ist, kann auch hier gehebelt von steigenden Kursen profitieren. Hier zeigte sich Amazon zuletzt widerstandsfähiger als andere Tech-Giganten wie Nvidia und Microsoft.Zwar ist auch Amazon von höheren Zöllen betroffen, doch dank seiner Größe und breiten Geschäftsbereiche abseits des Handels kann das Unternehmen steigende Kosten besser abfedern. 
Eine weitere Anlagemöglichkeit per Hebel sind Optionsscheine. Bei diesen Produkten gibt es keine Knock-out-Barriere. Mit Call-Scheinen setzen Anleger auch hier auf steigende Kurse des Bezugswerts. Call-Optionsscheine haben eine begrenzte Laufzeit. Sollte bei Fälligkeit der Basispreis auf oder unter dem Kurs des Referenzwerts liegen, entsteht ein Totalverlust. Der Call Optionsschein auf Amazon von UniCredit (WKN: HD4XHR) läuft bis zum 18. Juni 2025 und agiert mit einem Hebel (Omega) von 6,6. Der Basispreis (Strike) liegt bei 225 Dollar.

Bonus-Zertifikat (Cap) auf den Euro Stoxx 50

Wer hingegen weniger riskieren möchte und den europäischen Aktienmarkt bevorzugt, kann mit Bonus-Zertifikaten auf den Euro Stoxx 50 setzen, der die 50 wichtigsten Aktien aus der Eurozone enthält. Das Prinzip dieser Teilschutz-Zertifikate: Berührt der Referenzwert während der Laufzeit zu keinem Zeitpunkt die Barriere, erhalten Anleger eine Bonuszahlung. Wird die Barriere gerissen, nehmen Anleger 1:1 an der Wertentwicklung des Basiswerts (Referenzwert) teil. Dabei kann es je nach Entwicklung des Referenzwerts zu Gewinnen oder Verlusten kommen.
Ein Beispiel ist das Capped Bonus-Zertifikat von HSBC (WKN: HT1XEH) auf den Euro Stoxx 50, das bis zum 19. September 2025 läuft. Die Barriere liegt bei 4.450 Punkten. Hält die Barriere, erhalten Anleger am Ende eine Bonuszahlung von 60 Euro. Derzeit kostet das Papier rund 56,70 Euro, das ergibt eine aktuelle Maximalrendite von 9,6 Prozent. Da bei dem Produkt eine Gewinnbegrenzung (Cap) eingebaut ist, können Anleger nur bis zu 6.000 Punkten an Kurssteigerungen partizipieren. 

BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt. 

Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat