Aktien Zertifikate
Trump-Trades ausgereizt?
Benjamin Feingold, Feingold Research
Seit Donald Trump gewählter Präsident ist, eskalieren manche Aktien und Kryptos. Zuletzt gab es allerdings Gegenwind. Spätestens 2025 wird es eine Entscheidung geben.
Krypto-freundlicher Trump
100.000 US-Dollar sind fast erreicht beim Bitcoin und seit der Wahlnacht zwischen Trump und Harris eskaliert die Kryptowährung. Dass sie irgendwann die runde Marke erreichen oder testen würde, durfte man langfristig erwarten. Dass es so schnell geht, trägt deutliche Züge eines Hypes. Viele Anleger setzen seit dem 5. November auf sogenannte Trump-Trades. Der Bitcoin gehört dazu, denn das Team Trump gilt als sehr Krypto-freundlich.
Seit seiner Wahl haben sich die Bestände in Bitcoin-ETFs um rund 50 Prozent erhöht. Den Vogel schießt jedoch Microstrategy ab. Die Aktie gehört nach explosionsartigen Kursanstiegen mittlerweile im November zu den meist gehandelten in den USA. Auch in Deutschland findet man in den Top-Listen bei Börse München oder dem Smartbroker. Die Aktie hat sich in diesem Jahr mehr als versiebenfacht. Nach diesem satten Anstieg sind Seitwärtspapiere eine Alternative zur Aktie.
Das Discount-Zertifikat mit der ISIN DE000HD99FR9 ist attraktiv bewertet und nutzt die aktuell hohe Schwankungsintensität von etwa 100 Prozent. Sie ermöglicht attraktive Konditionen: Notiert der Aktienkurs von Microstrategy bei Fälligkeit mindestens auf dem Cap (Höchstauszahlungsbetrag) von 170 Dollar, - das ist rund 51 Prozent tiefer als der aktuelle Aktienkurs -, erzielen Anleger eine Maximalrendite von 21,2 Prozent (26,2 Prozent p.a.). Aufgrund der hohen Schwankungen in der Aktie wählen wir diesen hohen Puffer zum Cap. Unterhalb von 170 Dollar, verringert sich der Gewinn zur Fälligkeit, die Gewinnschwelle liegt bei rund 140 Dollar.
Die Bewertung von Microstrategy ist durch den Kursanstieg kräftig gestiegen und die Kursverdopplung seit Trumps Wahl läuft parallel zu anderen Krypto-Titeln wie etwa Coinbase. Beim Bitcoin könnte es nach Erreichen der runden 100.000 Dollar-Marke eine Konsolidierung einsetzen, die nicht selten 20 oder 30 Prozent ausmacht. Dies könnte auch Aktien wie Coinbase oder Microstrategy empfindlich treffen und sogar deutliche Korrekturen auslösen. Tesla als größter Aktienprofiteur ist ebenfalls anfällig.
Musk ist ein Gewinner
Elon Musk ist bekannt für seine Risikobereitschaft. Bei den US-Wahlen setzte er voll auf Trump und landete einen Volltreffer. Seit der Wahl schoss der Tesla-Kurs um 40 Prozent nach oben und steht so hoch wie zuletzt im Frühjahr 2022. Gut 1,1 Billionen Euro Börsenwert werfen allerdings Fragen auf, wenn Branchenkollegen wie BMW, Mercedes-Benz und VW nur 40 bis 55 Milliarden Euro auf die Waage bringen.
Ähnlich verhält es sich mit der Bewertung: Die deutschen Autobauer stecken zweifellos in einer tiefen Krise, wie auch das einstellige KGV 2025 zeigt. „Aber ein Faktor von gut 100 für Tesla ist kaum zu rechtfertigen. Selbst wenn man unterstellt, dass die Amerikaner kein reiner Autobauer, sondern eher ein Technologiekonzern sind, besteht kaum noch Bewertungsspielräume.
Trump-Wette
Dabei läuft längst nicht alles rund bei Tesla. Dank des Sparkurses und einer größeren Variantenvielfalt wurde zuletzt zwar das zweitbeste Umsatzergebnis und eine zweistellige Marge erzielt. Das eigentliche Kerngeschäft mit Autos stagnierte aber lediglich und profitierte von Preissenkungen. Damit spürt auch Tesla die weltweit nachlassende Nachfrage nach Elektroautos und die zunehmende Konkurrenz. Wirklich hohe Wachstumsraten von bis zu 50 Prozent verzeichneten nur das Energiegeschäft und die Service-Sparte.
Wenn Autos nicht so gut laufen, dann eben Roboter. Und so schafft es Musk immer wieder, mit Visionen neue Investoren zu begeistern. Im Juni kündigte er Traummargen von 50 Prozent mit humanoiden Robotern an, die Tesla in ganz neue Dimensionen katapultieren könnten. Erfreut dürfte man auch auf den Bitcoin blicken. Mit der Kursrallye wurde der Kryptoschatz zuletzt wohl auch aus Sicherheitsgründen auf mehrere Wallets verteilt. Insgesamt hält Tesla wohl rund 11.500 Bitcoins im Gegenwert von rund einer Milliarde Dollar. Nur zwei Unternehmen dürften auf einem noch größeren Berg digitaler Münzen sitzen.
Tesla-Investmentideen
Wie bei Microstrategy setzen wir nach dem kräftigen Kursanstieg auf eine Konsolidierungsphase. Dazu wählen wir zwei Seitwärtspapiere aus. Der Discount-Call mit der ISIN DE000GJ55611 bietet eine Maximalrendite von 35,8 Prozent bis zur Fälligkeit im März 2025, wenn der Tesla-Kurs dann über 295 Dollar notiert. Das ist ein Abschlag von knapp 13 Prozent zum aktuellen Kurs. Unterhalb von 295 Dollar verringert sich der Gewinn, unter dem Basispreis von 270 Dollar entsteht ein Totalverlust.
Eine defensivere Alternative, um attraktive Renditen in einer Konsolidierung einzufahren, ist ein Discount-Zertifikat. Das Papier mit der ISIN DE000HS31P23 bietet eine Maximalrendite von 6,4 Prozent, sollte Tesla zur Fälligkeit im Juni 2025 mindestens auf dem Cap bei 220 Dollar notieren. Das ist ein Puffer von 35 Prozent zum aktuellen Tesla-Kurs. Der Break-Even liegt bei 207 Dollar.
Bei Tesla gilt ebenso wie bei Bitcoin oder Supermicro und Coinbase, dass sich investierte Anleger womöglich einmal die Auswahlmöglichkeiten von Short-Papieren anschauen sollten. Damit lassen sich Long-Positionen in den Autobauer oder den Kryptosektor im Aktienbereich absichern. Auch wenn die Laufzeiten der Papiere mindestens mehrere Monate betragen, sollte die Inauguration Trumps im Januar im Fokus sein. Spätestens dann müssen mit der Amtseinführung nach der Fantasie die harten Fakten auf den Tisch.
BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt.
Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat