Märkte Aktien Zertifikate

Trump macht Amerika zum größten Loser

Benjamin Feingold, Feingold Research

Mega statt Maga. Make Europe great again müsste die Überschrift zu den ersten Wochen der Amtszeit Donalds Trumps lauten. Anleger können mit Zertifikaten auf US-Tech-Werte das Risiko gegenüber Direktinvestments reduzieren.

Es gibt Daten, die sagen mehr als alle Worte zu Zöllen, Abschiebungen oder Verbraucherstimmungen. Das erste Quartal 2025 war an den internationalen Finanzmärkten für US-Firmen das schlechteste Quartal seit 2002, wenn man die Relation zum Rest der Welt nimmt. 23 Jahre haben die Amerikaner im Vergleich zu den anderen nicht derart mies ausgesehen.

Für deutsche Anleger ist dies am einfachsten zu merken. Denn die Nasdaqlag noch vor wenigen Monaten deutlich in Punkten vor dem DAXund liegt nun 2.000 Zähler dahinter, in der Spitze waren es sogar mehr als 3.000 Punkte, was einem Erdrutsch gleichkommt. Die Kursverluste an der Wall Street haben mittlerweile selbst die Finanz-Muffel aufgeschreckt – sogar Zeitungen, die sich sonst mit Aktien kaum befassen, widmen sich nun fast täglich der Talfahrt des S&P 500 und dem doppelten Schicksal des MSCI World. Denn der hat zum einen US-Titel hoch gewichtet und litt zum anderen für Europäer noch an der plötzlichen US-Dollar-Schwäche.

Langfristig tragfähiger

Doch überlegen wir einen kurzen Moment: Sollten wirklich die international bedeutenden Firmen wie Starbucks, McDonalds, Airbnb, Uber, Meta, Google, Apple, Netflix oder Coca-Cola mit einem Mal abgemeldet sein? Hat beispielsweise Heidelberg Materials bei aller Liebe für die kommenden Jahre besser zu verkaufende Produkte als Digitalfirmen? Die Stimmung für US-Titel ist im Keller, doch genau darin liegt eine wunderbare Chance. Auch die Experten vom LYNX-Broker sind keinesfalls langfristig pessimistisch: „Die US-Börsen stehen aktuell unter Druck, doch das könnte sich bald ändern“, meint Klaus Schulz, Deutschlandchef des Online-Brokers LYNX. „Die US-Wirtschaft zeigt sich robuster als erwartet, die Unternehmensgewinne sind stabil, und mit möglichen Zinssenkungen der Fed könnte neuer Schwung in die Märkte kommen. Langfristig bleiben die USA der zentrale Innovationstreiber – das dürfte die US-Börsen langfristig wieder in die Spur bringen“, ergänzt Schulz.

Knackiger Rückgang bei Tech-Werten

Die einst gefeierten Technologieriesen, die Magnificent Seven, sind in Ungnade gefallen. Knapp 5.500 Milliarden US-Dollar sind seit dem Höhepunkt im Februar aus dem S&P 500 an Börsenwert verloren gegangen. Die Glorreichen Sieben, einst der Stolz des Marktes, sind derzeit eher eine schwere Last. Nur Meta ist einigermaßen anständig davongekommen. Bei Alphabet, Amazon und Microsoft sieht es anders aus. Alle diese Tech-Riesen haben seit den Rekordhoch rund 20 Prozent an Wert eingebüßt, bei Nvidia sind es sogar 30 Prozent. Tesla  führt die Verliererliste an: Der Elektroautobauer hat seit Jahresbeginn gut 40 Prozent seines Wertes verloren. Hilfreich sein könnte nun auch die Statistik.

Trump eigentlich im Plan

So folgen die US-Indizes dem Durchschnittsverlauf von Nachwahljahren. Das erste Quartal verläuft meist durchwachsen, ab der zweiten März-Hälfte wendet sich vielfach das Blatt mit steigenden Kursen bis in den Spätsommer. Doch die US-Zollpolitik macht Anlegern einen Strich durch die Rechnung, denn die Stimmung unter Kleinanlegern ist seit Monaten sehr pessimistisch. Die erratische Zollpolitik verunsichert noch immer, doch ist dies eigentlich ein gutes Level für alle, die antizyklisch den Trump-Rutsch ausnutzen möchten.

Kurzum: Bekannte Tech-Werte sind derzeit unterbewertet und haben zumindest mittelfristig Kurspotenzial. Anleger können mit Teilschutz-Zertifikaten auf steigende Kurse setzen und zugleich moderate Aktienverluste gut überstehen.

Bonus-Zertifikat auf Alphabet

Mit Bonus-Zertifikaten können Anleger auf seitwärts und leicht aufwärts laufende Kurse des Basiswerts (Bezugsaktie) setzen. Erfüllt sich die Markterwartung, sind mit den Papieren höhere Renditen als mit Direktinvestments in die entsprechenden Aktien drin. Wichtig ist bei den Papieren die Barriere, die bei Emission unter dem aktuellen Kurs des Bezugswerts liegt. Berührt der Basiswert zu keiner Zeit während der Laufzeit die Barriere, erhalten Anleger eine Bonuszahlung. Ein Beispiel ist das Bonus Cap Zertifikat der UniCredit auf die Alphabet-C-Aktie (WKN: UG3XHW), das bis zum 19.12.2025 läuft. Die Barriere liegt bei 115 Dollar. Sollte die Alphabet-Aktie diese Marke nicht berühren, winkt am Ende eine Bonuszahlung von 180 Euro. Dies ist der maximal mögliche Ertrag, da es eine Gewinnbegrenzung (Cap) gibt. Bei einem aktuellen Zertifikatepreis von 161 Euro entsprechen 180 Euro einer Rendite von 11,8 Prozent. Reißt die Barriere, nehmen Anleger wie bei einem Indexzertifikat 1:1 an der Wertentwicklung des Basiswerts teil.

Discount-Zertifikat auf Amazon

Eine weitere Teilschutz-Variante sind Discount-Zertifikate. Diese Papiere ermöglichen den Einstieg in eine Aktie (oder einen Index) mit Rabatt. Das Zertifikat ist also günstiger als der Referenzwert. Anleger können im Gegenzug nur bis zum Cap an steigenden Kursen des Basiswerts teilnehmen. Sollte die unterlegte Aktie am Laufzeitende unter dem Cap notieren, orientiert sich die Rückzahlung am Aktienkurs. Liegt dieser dann unter dem Kaufpreis des Zertifikats, kommt es zu Verlusten. Als Beispiel dient hier ein Discount-Zertifikat von HSBC (WKN: HS90KG) auf Amazon.

Das Papier läuft bis zum 19. 12. 2025, der Cap liegt bei 120 Dollar. Aktuell kostet der Discounter rund 31 Prozent weniger als die Amazon-Aktie. Die maximal mögliche Rendite beträgt rund 5 Prozent des Kapitaleinsatzes. Diese erzielen Anleger, wenn die unterlegte Aktie zum Laufzeitende auf oder über 120 Dollar notiert. (Amazon notiert aktuell bei 173 Dollar.) Erst wenn der Amazon-Titel bis zum Jahresende mehr als 31 Prozent verloren hat, geraten Anleger in die Verlustzone – dann nehmen sie 1:1 wie mit einem Indexzertifikat an der Kursentwicklung der Aktie teil.

Turbo-Call auf Microsoft

Risikobereite Anleger, die steigende Kurse eines Basiswerts erwarten, können anstatt mit Anlagezertifikaten mit Hebelprodukten auf den Bezugswert setzen. Ein Beispiel ist der endlos laufende Microsoft Turbo Long Schein von Goldman Sachs (WKN: GV444T), der einen Hebel von 2 hat. Das Prinzip: Steigt der Index zum Beispiel um 1 Prozent, erhöht sich der Wert des Scheins um 2 Prozent. Der Hebel wirkt aber auch in die andere Richtung: Verliert Microsoft an Wert, sinkt der Wert des Scheins entsprechend dem Hebel. Wichtig ist bei diesem Produkt die Knock-out-Schwelle von rund 188 Dollar: Berührt oder unterschreitet die Microsoft-Aktie diese Marke, verfällt der Schein und es kommt zum Totalverlust des Einsatzkapitals. Aktuell notiert die Microsoft-Aktie bei rund 367 Dollar.

BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt. 

Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat