Krypto

Neueste US-Inflationszahlen bieten Potenzial für Bitcoin

Adrian Fritz, 21Shares

Wir geben einen Überblick über die jüngst veröffentlichten Inflationszahlen in den Vereinigten Staaten und weitere aktuelle Kennzahlen, die sich wesentlich auf die Entwicklung des Bitcoin-Kurses auswirken.

Adrian Fritz, 21Shares

Die am Mittwoch-Nachmittag veröffentlichten US-Verbraucherpreisdaten lagen unter den Erwartungen: Die Gesamtinflation (VPI) fiel auf 2,4 Prozent (erwartet: 2,5 Prozent), die Kerninflation auf 2,8 Prozent (erwartet: 2,9 Prozent). Dieser fortgesetzte Disinflationstrend verstärkt die Spekulation auf mögliche Zinssenkungen durch die US-Notenbank (Fed) noch in diesem Jahr. Mit Blick auf die bevorstehende Juni-Sitzung richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf die Geschwindigkeit, mit der die Fed auf die neue makroökonomische Lage reagieren wird.

Am Aktienmarkt wurde diese Entwicklung sofort positiv aufgenommen: Die S&P-500-Futures peilen wieder die Marke von 6.100 Punkten an – ein potenzieller Katalysator für eine Sommer-Rallye bei Aktien und anderen Risikoanlagen. 

Politische Impulse: Bitcoin weiter auf dem Radar der Trump-Administration

Der Inflationsbericht folgt auf mehrere bedeutende Entwicklungen der politischen Akzeptanz des Krypto-Sektors. So wurde von Seiten der Trump-Regierung bestätigt, dass ein konkretes Rahmenwerk zur staatlichen Bitcoin-Reserve vorbereitet werde. Dessen Ziel soll eine behördenübergreifende Umsetzung einer Akkumulation von Bitcoin ohne Erhöhung der Staatsausgaben sein – ein Schritt, der dem Narrativ staatlicher Bitcoin-Adoption neue Dynamik verleiht.

Parallel schreitet auch die Krypto-Regulierung in Washington voran: Die Verabschiedung der zwei Gesetzespakete "GENIUS Act" und "Clarity Act" wird in den kommenden Wochen erwartet. Diese regulatorischen Fortschritte fließen zunehmend in die Marktpreise ein – während Bitcoin an neuen Allzeithochs kratzt.

ETF-Zuflüsse und institutionelles Momentum

Neben diesen Entwicklungen von staatlicher Seite steigt auch das Interesse an BTC auf privater und institutioneller Seite in den USA an: Bitcoin-ETFs mit US-Listing verzeichneten allein im letzten Monat Nettozuflüsse von über 3 Milliarden US-Dollar. Dies signalisiert wachsendes institutionelles Vertrauen – trotz andauernder makroökonomischer Unsicherheiten. Der Bitcoin-Kurs blieb widerstandsfähig: Nach einem neuen Allzeithoch von 112.000 Dollar im vergangenen Monat konsolidiert er aktuell zwischen 105.000 und 110.000 Dollar.

Der "Fear and Greed Index" von Bitcoin indes, liegt aktuell stabil zwischen 60 und 70 Punkten – deutlich unter den euphorischen Werten über 80, welche eine große „Gier“ in der Marktstimmung signalisieren würden. Dies zeigt: Die Retail-Aktivität bleibt moderat, die Rallye wird hauptsächlich durch institutionelles Kapital getragen. Bitcoin etabliert sich zunehmend als Makro-Asset – im Fokus von Hedgefonds, Vermögensverwaltern und zunehmend auch von staatlichen Akteuren.

Zinssenkungen und neue Marktchancen

Die Wahrscheinlichkeit für eine oder sogar zwei weitere Zinssenkungen in den USA bis Jahresende liegt laut aktuellen Marktprognosen bei 70 Prozent – ein deutlicher Anstieg gegenüber 40 Prozent vor einem Monat. Der Rückgang der Inflation sowie Entspannung im globalen Handel (u.a. durch neue Abkommen mit China und Mexiko) stärken das Vertrauen in eine stabile makroökonomische Entwicklung.

Aktuell sind in den USA rund sieben Billionen Dollar in Geldmarktfonds und weitere zwei Billionen Dollar in festverzinslichen ETFs geparkt. Schon ein leichter Stimmungswandel hin zu risikoreicheren Assets könnte beträchtliches Kapital in Bitcoin und andere High-Beta-Anlagen umlenken.

Ausblick: Bitcoin auf dem Sprung? 

Sollte Bitcoin den Widerstand bei 110.000 Dollar überzeugend durchbrechen, könnte ein schneller Anstieg auf 120.000 Dollar folgen. Das bisherige Kursziel von 138.500 Dollar bis Jahresende erscheint nun bereits im Sommer erreichbar. Setzt sich die Dynamik fort, rückt sogar ein Kursniveau von 200.000 Dollar bis Ende 2025 in den Bereich des Möglichen.

Als hybrider Vermögenswert kombiniert Bitcoin Eigenschaften von Gold (Knappheit, Dezentralität) mit dem Wachstumsprofil einer Technologieaktie. Diese doppelte Natur macht ihn besonders attraktiv in einem Umfeld aus nachlassender Inflation, politischer Klarheit und wachsendem Risikoappetit.

Adrian Fritz

Adrian Fritz ist Global Head of Research und verantwortet bei 21Shares die Research-Abteilung des Krypto-ETP-Anbieters. Fritz ist zusammen mit seinem Team für die Bereitstellung von Einblicken in den Kryptomarkt zuständig, einschließlich der Bereiche DeFi, NFTs, Krypto-Infrastruktur und den Entwicklungen von Krypto im Kontext der globalen Wirtschafts- und Geopolitik. Er absolvierte ein Masterstudium an der HULT International Business School in San Francisco und begann seine Karriere als Stockbroker in New York. Bevor er zu 21Shares kam, war er unter anderem bei Signature Management Consultants SL in Barcelona und als Financial Analyst bei Cellnex Telecom in Zürich tätig.