Märkte Anleihen

Fehdehandschuh für den Anleihenmarkt

Mark Dowding, RBC BlueBay Asset Management

Der US-Haushalt beschäftigt nach wie vor die Marktteilnehmer. Wir sehen das voraussichtliche Defizit ebenfalls kritisch. Wir sagen aber auch: Warnungen gibt es bereits seit vielen Jahren, passiert ist bislang nichts.

Die Renditen von Staatsanleihen stiegen in der vergangenen Woche weiter an. Grund dafür waren die Sorgen über die steigende Staatsverschuldung und die von den Marktteilnehmern wahrgenommene Ambivalenz der US-Politiker in Bezug auf die Schuldenproblematik. US-Präsident Donald Trumps Gesetzesentwurf ist noch ein gutes Stück von der Abstimmung im Kongress und im Senat entfernt. Die finanzpolitischen Falken scheinen aber unter Druck zu stehen, sich den Vorschlägen anzuschließen. Denn sie befürchten, sich den Zorn ihrer Partei zuzuziehen, wenn sie sich gegen Trumps Wünsche stellen.

Die geplanten Kürzungen beim Gesundheitsprogramm Medicaid scheinen weniger aggressiv auszufallen als ursprünglich geplant. Eine Erhöhung der Abzüge für staatliche und lokale Steuern scheint ebenfalls vereinbart worden zu sein. Dass sich die Trump-Administration bereits auf Steuersenkungen festgelegt hat und bei der Verringerung der Bundesausgaben kaum greifbare Fortschritte erzielt hat – ungeachtet des Trubels um die Abteilung für Regierungseffizienz (Department of Government Efficiency, DOGE) –, bedeutet ein Risiko für die Defizitprognosen.

Jetzt erst recht Steuern senken?

Ironischerweise scheint die jüngste Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Moody's die Wahrscheinlichkeit eines Budget-Deals noch erhöht zu haben. Nach den negativen Nachrichten über die Zollpolitik scheint die Regierung entschlossen zu sein, positive Schlagzeilen zu machen. Ein fiskalisch lockerer Haushalt kann als wachstumsfördernd vermarktet werden. Außerdem wird sicher auch argumentiert, dass sich ein Großteil des Steuersenkungspakets durch den erzielten Wachstumsschub selbst finanzieren wird.

Diese Denkweise stößt jedoch auf zunehmende Skepsis bei den Anlegern am Anleihemarkt, die sich über einen alarmierenden Anstieg der Verschuldung und immer größere Aufwendungen für den Schuldendienst sorgen.

Nach unserer Analyse wird das US-Defizit selbst bei jährlichen Zolleinnahmen von rund 300 Milliarden US-Dollar und einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 2 Prozent bei rund 7 Prozent bleiben. Sollten die Zolleinnahmen ausbleiben oder das Wirtschaftswachstum enttäuschen, dann besteht die Gefahr eines noch höheren Defizits. Die Haushaltsergebnisse hängen außerdem von der Entwicklung der Renditen ab.

Schwarzmaler auf dem Vormarsch

All dies zeigt, dass es wenig bringt, über zu weit in die Zukunft reichende Ereignisse zu spekulieren. Und die Schwarzmaler und Anleihenwächter warnen seit vielen Jahren, ohne dass der Himmel einstürzte.

Aus dieser Perspektive mag es rational erscheinen, dass die Trump-Administration die Proteste des Anleihemarktes vorerst ignoriert. Das Risiko besteht jedoch darin, dass die Renditen langlaufender Papiere weiter steigen, bis sie Unterstützung durch eine neue Käuferschicht finden.

US-Privatanleger könnten durch Renditen von 6 Prozent oder 7 Prozent angelockt werden. Das bedeutet jedoch, dass sie sich von anderen Vermögenswerten abwenden. Auf diese Art und Weise könnte der Verdrängungseffekt durch steigende Staatsschulden eine ernsthafte Herausforderung für andere Finanzanlagen darstellen.

Kein Wendepunkt bei der Verschuldung in Sicht

Mit der Zeit könnte es politisch wünschenswert werden, das Defizit zu verringern, um die Renditen für langfristige Anleihen zu senken und die Hypothekenzinsen zu stützen. Von diesem Wendepunkt sind wir jedoch wohl weit entfernt. Die politischen Entscheidungsträger scheinen sich damit zufrieden zu geben, Ruhe zu bewahren und weiterzumachen – auch wenn viele in der Regierung grundsätzlich verstehen, dass der US-Haushalt an diesem Punkt des Konjunkturzyklus ausgeglichen sein sollte und kein so eklatantes Defizit aufweisen darf. Im Grunde genommen hat Washington dem Anleihemarkt den Fehdehandschuh hingeworfen. Die Zeit wird zeigen, ob die US-Regierung genügend Kapital anzieht, um die Renditen zu stabilisieren, oder ob die Risiken eines Marktumschwungs zunehmen könnten.

Mark Dowding

Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. RBC BlueBay Asset Management ("RBC BlueBay") repräsentiert RBC Global Asset Management, den Vermögensverwaltungsbereich der Royal Bank of Canada ("RBC") außerhalb Nordamerikas. Gemessen an der Marktkapitalisierung zählt die RBC zu den größten Banken der Welt. Dies verleiht uns finanzielle Stabilität, Sicherheit und eine Größenordnung, dies es uns ermöglicht, in erstklassiges firmeneigenes Research, moderne IT-Plattformen und Sicherheit sowie ESG-Praktiken zu investieren, was unseren Kunden Komfort bietet und unser Wachstum unterstützt.