Aktien Zertifikate
Coca-Cola und KI – kein Widerspruch
Benjamin Feingold, Feingold Research
Mit Hebelprodukten können Anleger überproportional an Kursgewinnen teilnehmen. Mit Teilschutz-Zertifikaten setzen sie auf moderat steigende Kurse und auf seitwärts laufende Märkte.
Kaufe nur, was Du verstehst!
Dieses Motto wird der lebenden Investmentlegende Warren Buffett zugeschrieben. Als kleiner Junge kaufte sich der heute 94-Jährige Coke-Sixpacks für 25 Cent. Danach verkaufte er jede Flasche einzeln für fünf Cent. Pro Sechserpack sind das 30 Cent – macht eine Rendite von 20 Prozent. 1988 erwarb Buffett als Chef der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway für mehr als eine Milliarde Dollar Coca-Cola-Aktien. Mit den Papieren des Limonadenherstellers hat die Holding exorbitante Renditen erwirtschaftet. Coke kennt jeder. Womit der Konzern sein Geld verdient, ist allseits bekannt. Mit der renommierten Marke, der treuen Kundschaft und den erheblichen Kostenvorteilen hat der US-Konzern einen breiten wirtschaftlichen Graben um sich gezogen, um die Wettbewerber auf Distanz zu halten.
Mit Coca-Cola auf den Geschmack kommen
In den vergangenen fünf Jahren ist die Coke-Aktie um rund 30 Prozent gestiegen. Coca-Cola markierte zuletzt ein frisches Rekordhoch und ist mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar so wertvoll wie nie zuvor. Im zweiten Quartal hat Coca-Cola 2,4 Milliarden Dollar verdient – mehr als die Analysten erwartet hatten. Der Umsatz verbesserte sich um 3 Prozent auf 12,4 Milliarden Dollar. Das organische Umsatzwachstum, das der Konzern aus eigener Kraft erreicht, kletterte um 15 Prozent. Für das Gesamtjahr erhöhte Coca-Cola die Prognose: Das organische Umsatzwachstum soll bei 9 bis 10 Prozent statt bei acht bis neun Prozent liegen.
Gewinne hebeln
In diesem Jahr legte die Aktie bereits um knapp 20 Prozent zu. Risikobereite Anleger, die davon ausgehen, dass der Trend anhält, können sich Call Open End-Turbooptionsscheine – auch Call-Knock-out-Scheine genannt – auf Coca-Cola ins Depot legen. Ein Beispiel ist der Call-Schein von HSBC (WKN: HS2U2F), mit dem Anleger mit einem Hebel von 5,6 agieren. Das Prinzip: Steigt die Coke-Aktie um 1 Prozent, erhöht sich der Wert dieses Hebelscheins um 5,6 Prozent. Der Hebel wirkt aber auch in die andere Richtung. Fällt die Coke-Aktie, sinkt der Kurs des Call-Scheins entsprechend überproportional. Die Laufzeit des Produkts ist (theoretisch) unbegrenzt. Sie endet jedoch umgehend, wenn das Knock-out-Ereignis eintritt. Bei diesem Papier liegt die K.o.-Barriere aktuell bei 58,56 Dollar. Berührt oder unterschreitet der Aktienkurs diese Marke, ist der komplette Kapitaleinsatz verloren. Derzeit notiert die Coke-Aktie bei rund 71 Dollar – der Abstand zur Barriere beträgt knapp 18 Prozent.
Die glorreichen sieben Technologieriesen
Eine andere Aktienklasse, die insbesondere in den vergangenen Jahren die Blicke der Börsianer auf sich zog, sind Papiere von großen Technologiekonzernen. Zu den bekanntesten zählen die sogenannten „Glorreichen Sieben“: Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, NVIDIA und Tesla. Lange Zeit waren sie dank der KI-Euphorie die Treiber der Aktienrally. Mit der nun abgeschlossenen Berichtssaison für das zweite Quartal in den USA hat die Begeisterung aber einen Dämpfer erhalten. Zwar meldeten die sieben größten Tech-Giganten einen Gewinnanstieg von knapp 35 Prozent und übertrafen damit die Erwartungen von rund 25 Prozent deutlich. Andererseits zeigten die verkündeten Zahlen und vor allem die Ausblicke, dass die Monetisierung der hohen KI-Investitionen länger auf sich warten lassen wird als bisher erwartet. Mit der Kursrally der Tech-Schwergewichte wurden viele positive Szenarien für die Umsatz-, Margen- und Gewinnentwicklung bereits eingepreist. Nun findet ein Anpassungsprozess statt, bei dem die glorreichen Sieben in ihre teilweise hohen Bewertungen hineinwachsen
Auf den breiten US-Markt konzentrieren
Aus fundamentaler Sicht muss dies jedoch nicht zwangsläufig negativ für den Gesamtmarkt sein. So konnten im zweiten Quartal die übrigen 493 Mitglieder des S&P 500 erstmals seit längerer Zeit wieder einen Gewinnanstieg vorweisen. Mit den zuletzt deutlich gestiegenen Zinssenkungserwartungen haben sich die Refinanzierungsbedingungen insbesondere für kleinere Unternehmen verbessern. Zudem profitieren die Firmen von der nach wie vor soliden wirtschaftlichen Entwicklung in den USA, da sie im Gegensatz zu den global aufgestellten Technologiegiganten stärker von der Binnenkonjunktur abhängig sind. Bis Anfang 2025 zeichnet sich eine Angleichung der Wachstumsraten bei den Gewinnen der Glorreichen Sieben und der übrigen 493 Unternehmen des marktbreiten US-Leitindex S&P 500 ab. Die bislang großen Bewertungsunterschiede zwischen den Schwergewichten und den mittelgroßen Unternehmen dürften also weiter zusammenlaufen. Die Arbeitslosigkeit dürfte zudem in den USA nur langsam ansteigen. Außerdem könnte der Dienstleistungssektor auch für die kommenden Monate eine Ausweitung der Produktion signalisieren und dafür sorgen, dass ein „Softlanding“ – also eine leichte Abkühlung der US-Konjunktur – das Hauptszenario bleibt.
Gleichwohl gilt es, die Lage aufmerksam zu verfolgen. So preist der Markt für die kommenden Quartale weiterhin ein freundliches Umfeld für die Firmen im S&P 500 ein. Für das dritte Quartal wird ein Gewinnwachstum von 5 Prozent erwartet, im vierten Quartal sollen es sogar 15 Prozent sein. Auch für das erste und zweite Quartal 2025 sieht die Börse weiterhin hohe Gewinnzuwächse von rund 14 Prozent. Die Messlatte für positive Überraschungen liegt daher hoch.
Per Discount günstiger in den S&P 500 einsteigen
Wer auf Sicht der kommenden Monate einen steigenden S&P 500 erwartet und sich zugleich gegen moderate Index-Verluste absichern möchte, kann auf Discount-Zertifikate setzen, die sich auf das US-Börsenbarometer beziehen.
Die Papiere ermöglichen den Einstieg in eine Aktie oder einen Index mit Rabatt. Ein Zertifikat dieses Typs ist stets billiger als der zugrunde liegende Basiswert. Die Höhe der Auszahlung orientiert sich zum Laufzeitende am Börsenkurs. Im Gegenzug können Anleger nur bis zu einer gewissen Obergrenze (Cap) an Kursanstiegen teilnehmen. Ein Beispiel ist das Discount-Zertifikat der Unicredit auf den S&P 500 (WKN: HD6YU9), das bis zum 19.9.2025 läuft und einen Cap bei 5.750 Punkten hat. Der Discount beträgt derzeit 8,3 Prozent. Sollte der Index also bis zum Laufzeitende weniger als 8,3 Prozent verlieren, befinden sich Anleger noch immer in der Gewinnzone. Notiert der S&P am Ende bei 5.750 Zählern oder darüber, erzielen Anleger eine Rendite von 9,3 Prozent ihres Einsatzkapitals – dies wäre zugleich die maximale Rendite. Aktuell steht der Index bei 5.738 Punkten.
Kurse von Technologiewerten hebeln
Wer sich noch stärker auf Aktien aus dem Technologiesektor konzentrieren möchte, für den könnte der Nasdaq 100 als Basiswert in Frage kommen. Der Index enthält die Aktien der 100 – nach Börsenwert – größten Technologieunternehmen der Welt. Zu en Schwergewichten gehören etwa Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Meta (Facebook), Alphabet (Google) und Tesla. Risikobereite Investoren können mit Faktor-Zertifikaten auf den Index setzen. Der Faktor ist der Hebel, mit dem Anleger an Gewinnen und Verlusten des Index partizipieren. Mit Long-Faktor-Zertifikaten setzen Anleger auf steigende Kurse. Ein Beispiel ist der Nasdaq-100 3x Long Faktor Optionsschein von Goldman Sachs (WKN: GK60MA), der einen Hebel von 3 hat. Das Prinzip: Steigt der Nasdaq 100 um 1 Prozent, erhöht sich der Wert des Scheins um 3 Prozent. Erfüllt sich die Markterwartung nicht, nehmen Anleger mit dem gleichen Hebel von 3 an den Kursverlusten des Technologieindex teil.
BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt.
Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat