Märkte Aktien Zertifikate
Börsenjahr 2024: Auf der Zielgeraden
Benjamin Feingold, Feingold Research
20.000 Punkte sollen es für den DAX noch in diesem Jahr sein. Aber ist dieses Ziel bis Dezember statistisch realistisch? Anleger können mit Hebelprodukten auf steigende Kurse setzen.
Es waren nur noch 500 Punkte, die dem DAX Ende September zur magischen Marke von 20.000 fehlten. Einerseits klingt dies absurd, wenn man die konjunkturellen Sorgen hierzulande bedenkt. Andererseits trägt allein SAP ein Drittel zum bisherigen DAX-Gewinn 2024 bei. Software, Versicherungen und die Telekom – diese drei Sektoren schieben den deutschen Leitindex. Denn sie haben eben auch operativ wenig Probleme – im Gegensatz zu Autobauern und anderen Zyklikern. Doch wie groß ist nun die statistische Chance auf einen runden Rekord noch in diesem Jahr?
Die Saisonalität hilft
Am Aktienmarkt gibt es für alle möglichen Szenarien statistische Auswertungen. Dies gilt besonders für die technische Analyse. Aber auch saisonal gibt es auf viele Fragen auch Antworten. Ende Mai sollte man seine Aktienquote reduzieren, um Ende September an den Markt zurückzukehren. Dies ist die klassische Sell-in-may-Strategie. Bezogen auf das Jahr 2024 ließe sich eine Statistik zum letzten Jahresdrittel heranziehen. Denn die Bilanz im DAX kann sich nach acht Monaten sehen lassen. Nach Daten der Börse Gettex liegt der Leitindex mit knapp 13 Prozent seit Jahresbeginn weit über dem Durchschnitt. „Allein die Rally von 17.000 auf 19.400 von Anfang August bis Ende September entspricht prozentual zwei Jahresrenditen im DAX“, verweist der Lynx-Broker auf die starke Spätsommerrally.
Statistisch sieht es bestens aus
Seit 1988 lag der DAX Ende August fünfzehnmal um mindestens zwölf Prozent im Plus. Nur 1991 verliefen die restlichen vier Monate unterm Strich negativ. In den Jahren 1998 und 2021 war ebenfalls kaum etwas zu holen, wobei 1998 vor allem das zwischenzeitlich deutliche Minus von 20 Prozent auffällt. Abgesehen von diesen Ausnahmen ist die Bilanz jedoch positiv.
In Zahlen: Bei einer Gewinnquote von knapp 90 Prozent legte der DAX im Durchschnitt um 8,7 Prozent zu. Meist beendete der Markt das Jahr zugleich auf seinem Jahreshoch, wie der maximale Gewinn zeigt. Und auch die Risiken sind überschaubar. Zweistellige prozentuale Verluste seit dem Einstieg gab es nur dreimal. Natürlich ist auch diese Auswertung keine Garantie für weiter steigende Kurse, zumal mit den US-Wahlen ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzugekommen ist. „Grundsätzlich zeigt sich, dass Stärke am Aktienmarkt eher weitere Stärke nach sich zieht“, erklärt Franz-Georg Wenner von IndexRadar.
Black Rock hält Rezessionsängste für übertrieben
Die Experten des BlackRock Investment Institute ordnen die Lage derweil fundamental ein. Zunächst einmal hält Blackrock sowohl die kursierenden Rezessionsängste als auch das Ausmaß der erwarteten Zinslockerungen für übertrieben. Dazu sollten Anleger laut der US-Investmentgesellschaft für das letzte Jahresviertel das Gesamtbild im Auge behalten: „Dies ist kein typischer Zinssenkungszyklus – weder in den USA noch in der Eurozone. Die Zinsen dürften strukturell höher ausfallen als vor der Pandemie“, so das Umfeld nach Ansicht des Assetmanagers.
Was für den DAX gilt, gilt auch für andere Leitindizes wie S&P 500 (Aktien USA) und Nasdaq 100 (US-Technologiesektor). Für risikobereite Anleger, die bei den drei Börsenbarometern bis zum Jahreswechsel deutlich steigende Kurse erwarten, könnten daher entsprechende Hebelprodukte interessant sein. Etwa Discount-Call-Optionsscheine. Sie sind im Grunde nichts anderes als klassische Call-Optionsscheine. Der Unterschied: Discountscheine sind durch einen Preisrabatt günstiger als Standard-Warrants. Im Gegenzug weisen sie jedoch eine Gewinnbegrenzung (Cap) auf.
Discount-Call auf den DAX
Ein Beispiel ist der Discount-Call auf den DAX von UniCredit (WKN: HD6PH2). Das Papier läuft bis Mitte September 2025. Der Basispreis liegt bei 19.500 und der Cap bei 20.000 Punkten. Das Bezugsverhältnis beträgt 1:100 (0,01). Um den ganzen DAX zu handeln, müsste man also 100 Scheine kaufen. Aktuell kostet das Papier 2,94 Euro. Angenommen, der DAX notiert am Laufzeitende auf dem Cap bei 20.000 Zählern, ergibt sich für den Discount-Schein folgende Rechnung: 20.000 - 19.500 = 500. Unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses erhält der Anleger 5 Euro. Dies entspricht einem Gewinn von 2,06 Euro und damit einer Rendite von rund 70 Prozent. Erfüllt sich die Markterwartung nicht, entstehen Verluste. Notiert der DAX am Ende auf oder unter dem Basispreis von 19.500 Punkten, verfällt der Schein wertlos.
Knock-out-Scheine auf den S&P 500 den Nasdaq 100
Wer lieber auf den US-Aktienmarkt setzt, für den könnten beispielsweise Call Open End-Turbos, auch Call-Knock-out-Scheine genannt, in Frage kommen. Das Prinzip: Steigt die unterlegte Aktie zum um 1 Prozent, steigt der Wert des Scheins dem Hebel entsprechend überproportional. Der Hebel wirkt jedoch in beide Richtungen: Verliert der Bezugsindex an Wert, fällt der Kurs des Call-Turbos dem Hebel entsprechend. Die Laufzeit dieser Scheine ist (theoretisch) unbegrenzt („Open End“). Sie endet jedoch umgehend, wenn das Knock-out-Ereignis eintritt und die K.O.-Schwelle berührt oder unterschritten wird. Dann kommt es bei dem Investment zum Totalverlust, der Kapitaleinsatz wäre somit komplett verloren.
Ein Beispiel ist der Call-Schein auf den S&P 500 von HSBC (WKN: HS2UPK), mit dem Anleger mit einem Hebel von 5 agieren, die K.O.-Barriere liegt 4.588 Punkten.
Ein Exempel auf den US-Technologie-Sektor ist der Turbo-Call auf den Nasdaq 100 von Goldman Sachs (WKN: GQ8YH3), der einen Hebel von 6 hat. Die K.O-Schwelle liegt hier bei 16.714 Punkten.
BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt.
Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat